Unglaubliche Leistung: 3-fach amputierter Ironman-Finisher

Er hat keine Beine und nur einen Arm. Trotzdem bewältigte der Amerikaner bisher zweimal den Ironman auf Hawaii – Rajesh Durbal

Der 39-jährige Amerikaner ist Triathlet, aber kein gewöhnlicher: Durbal ist dreifach amputiert. Er hat keine Beine und nur einen Arm. Er ist der erste dreifach amputierte Athlet, der den Ironman auf Hawaii bewältigt hat. In 14 Stunden, 19 Minuten und 12 Sekunden. Das war 2010. Zugetraut hat es ihm niemand. Auch seine Familie hielt seine Idee für verrückt. „Ich bin es gewohnt, unterschätzt zu werden“, sagt Durbal lächelnd. Deshalb freut er sich, wenn er bei den Rennen die Athleten vor sich überholt und er tut dies mit einem Lächeln auf den Lippen. Denn der Amerikaner weiß, wie man Triumphe zelebriert. 

Rajesh Durbal wurde mit Missbildungen in den Arm- und Beinknochen geboren. Als er ein Jahr alt war, wurden ihm die Beine und der rechte Arm amputiert. Zudem wurden Knochen in seinen Beinen und in seinem partiellen rechten Arm ersetzt. 

Trotzdem lernte Durbal laufen – mit Prothesen. Inzwischen nennt er neun Paar sein Eigen. Er sei prothesen-süchtig, sagt Durbal und lacht. „Frauen sammeln Schuhe, ich sammle halt Beine.“ Für jede Gelegenheit hat er das passende Paar – eines zum Laufen, eines zum Biken oder auch eines für den Strand.  

Durbals Eltern stammen aus Trinidad und Tobago und haben – trotz knapper Mittel – alles in ihrer Macht stehende getan, um ihrem Sohn den Weg in ein selbstbestimmtes Leben zu ebnen. In der Grundschule war einer seiner Lehrer von seiner Fähigkeit, auch an „normalen“ Aktivitäten teilzunehmen, so begeistert, dass dieser ein Buch über ihn schrieb. Trotzdem war die High School keine einfache Zeit für Durbal. Er schaffte es dennoch, im 100-Meter-Sprint ein behinderter Weltrekordhalter zu werden und in Colorado gegen ein behindertes Ski-Team anzutreten. 

Seine Transformation vom behinderten Kind zum selbstbestimmt lebenden Mann stand für ihn niemals in Frage. Durbal ist ein sehr gläubiger Mensch und vertraut auf Jesus. „Würde ich nicht jeden Tag das Beste aus meinem Leben machen, wäre die Aufopferung meiner Eltern, die teilweise mehrere Jobs zeitgleich hatten um mir die bestmöglichen Chancen zu bieten, ohne Wertschätzung. Wofür wären mein Leben und meine Behinderung dann von Nutzen?“ 

Das Schwimmen war verrückt, ich hatte das Gefühl von der Menge verprügelt zu werden.

Seinen ersten Sprint-Triathlon absolvierte Durbal Anfang 2009. Er trat im Mai beim Ironman 70.3 Florida an. Währenddessen inspirierte er die Triathlon-Trainerin Consuela „Sway“ Lively, eine gemeinnützige Organisation namens „It’s Go Time Events“ zu gründen, um u.a. finanzielle Unterstützung für bedürftige Einzelpersonen oder Organisationen zu ermöglichen. Diese Personen sollten unterstützt werden um an ausgewählten sportlichen Aktivitäten teilzunehmen oder um sie zu ermutigen, gesundheitsfördernde Aktivitäten zu verfolgen und an einem aktiven Lebensstil teilzunehmen. Lively und ihre Crew schafften es, Spenden zu akquirieren und Durbal mit einigen Prothesen auszustatten, die es ihm ermöglichten, am Triathlon in Kona teilzunehmen. Dieses Rennen gilt als das herausforderndste Sportereignis der Welt, der legendäre Ironman Hawaii.

Dank des Coachings von „Lively“ fühlte sich Durbal bereit, ins Rennen zu gehen. Aber der Renntag brachte mehr als ein nur eine Überraschung für ihn. 

„Das Schwimmen war verrückt“, sagt er. “Ich hatte das Gefühl von der Menge verprügelt zu werden. Sie schneiden ihre Fingernägel und Fußnägel nicht, das tut weh! Der Versuch nicht „überschwommen“ zu werden, war ein interessantes Erlebnis. Es war nicht einfach das zu überleben.“ 

Auch die Radstrecke war eine Herausforderung. Mit einer Hand und Gegenwind ist es schwierig, die Aerostäbe des Lenkers zu halten. Ich musste meine Hände kurz wegnehmen, um an meine Trinkflasche zu kommen… und wurde ein paar Mal fast von meinem Fahrrad geweht. Es hat mir höllisch Angst gemacht und dass ich mich so festhalten musste, hat seinen Tribut gefordert. Dies spürte ich während der ersten Kilometer auf der Laufstrecke, ich habe Eis auf meinen Rücken gepackt um die Schmerzen, von den dadurch entstandenen Verspannungen, zu lindern. Letztendlich sehr erfolgreich.

Der 9. Oktober 2010 begann für Durbal auf Hawaii als Starter Nummer 1.640 an der Startlinie und endete für ihn, nach 14 Stunden, 19 Minuten und 12 Sekunden als erster dreifachamputierte Finisher. 

Interessant sind allerdings auch die ungewöhnlichen Aspekte seiner Amputationen. Hat man keine Muskeln in den Beinen, um sich bergab zu verlangsamen, ist jede Art von Gefälle ein Alptraum, so Durbal. „Ich habe nicht die Muskeln, um meine Schritte zu kontrollieren – die Kraft muss aus dem Rumpf kommen“, sagt er. “Die ganze Laufstrecke fühlte sich an, als würde ich gleichzeitig Unterarmstütz machen und währenddessen laufen.“  

Was allerdings noch unglaublicher klingt: Wie jeder andere Ironman, sucht Durbal nach immer weiteren, noch schnelleren Rennen. „Ich weiß, dass ich noch viel mehr in mir habe, um schneller zu sein“, sagt er. “Ich liebe harte Rennen – ich suche nach ihnen, ich möchte immer größere Herausforderungen.“ 

Seit dem Ironman 2010 reist der Amerikaner um die Welt, absolviert Triathlons, steigt auf den Kilimandscharo und schreibt Bücher. Durbal scheint nie zur Ruhe zu kommen. Zudem engagiert er sich als Motivations-Coach und ist auf der Suche nach Spendern für seine Stiftung «live free», mit der er u.a. Geld für beinamputierte Kinder in Afrika sammelt.

 

 

 

Mehr zu Rajesh Durbal finden Sie unter:

http://rajeshdurbal.com/  

 

 

 

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