Anwalts- und Finanzbranche vs. Hochzeitsrednerin
Agnetha Vonarburg ist Hochzeitsrednerin und Freelance Illustratorin
Ich spürte eine Sehnsucht, die ich lange nicht benennen konnte …
Noch vor drei Jahren hätte ich mir das nie zu träumen gewagt. Vor Leuten zu stehen, ohne Scheu – angesehen zu werden und Mitverantwortung für den sogenannten „schönsten“ Tag im Leben zweier Menschen zu tragen.
Meinen damaligen Job als Assistentin in der Anwalts- und später in der Finanzbranche mochte ich, aber ständiger Begleiter im Berufsalltag war damals eine starke Sehnsucht. Eine Sehnsucht, die ich lange nicht benennen konnte. Ich wusste nur:
etwas fehlt – das kann nicht alles gewesen sein.
Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung, inspirierende Bücher und mutige Menschen in meinem Umfeld, führten mich nach und nach durch einen Prozess und begleiteten mich auf der Suche nach dem fehlenden Etwas. All die Selbstreflexion währenddessen war definitiv nicht immer angenehm, aber hin- statt wegschauen und unbequeme Fragen für mich zu beantworten gaben mir schließlich den nötigen Anstoß.
Was kann ich wirklich gut? Und welchen Nutzen bringt diese Fähigkeit meinen Mitmenschen?
Als ich im Sommer 2017 Trauzeugin war und eine Rede hielt, wie ich es schon oft auf Hochzeiten getan hatte, fühlte ich mich in meiner puren Essenz, meinem wahren Ich. Ermutigt durch Komplimente und den beiläufigen Kommentar eines Gastes der meinte: „Kann man dich auch mieten?“ entstand das ganz zarte Pflänzchen einer Idee.
Bei einem intensiven Telefonat ein paar Tage später, trieb mich ein guter Freund mit Coachingfragen à la „Wenn du dich jetzt für etwas entscheiden musst, Geld spielt keine Rolle, du hast die Pistole auf der Brust, was willst du wirklich tun?“ derart in die Enge, dass ich total genervt war. Mir fiel erstmal keine Antwort ein und ich wollte am liebsten auflegen. Er ließ aber am anderen Ende nicht locker, wiederholte und wiederholte die Frage, bis ich laut rief:
Mensch, wenn ich einfach machen könnte, was ich wollte, dann würde ich nur noch Trau-Reden halten!
Das war es, ich hatte es laut gesagt. Diese Aussage konnte ich von da an nicht mehr leugnen. Es arbeitete Tag und Nacht in mir. Ich kannte mich gut genug um zu wissen, dass ich neben meinem Bürojob den Sprung in die Selbstständigkeit nicht schaffen würde. Ich wollte die Energie und den nötigen Fokus aufbringen können, um meinem Traum Gestalt zu verleihen. Also kündigte ich. So naiv und frei wie nie zuvor in meiner gesamten Laufbahn. Aber genau diese anfängliche Naivität ist ein unglaublicher Motivationsmotor und war für mich essentiell, um mein Ziel anzupacken und umzusetzen. Hätte ich nämlich realistisch alle Hürden auf dem Weg gesehen, wäre ich wohl noch lange in meiner Komfortzone sitzen geblieben.
Mein romantisches Herz darf den unterschiedlichsten Liebesgeschichten lauschen und ich treffe spannende, glückliche Menschen an den schönsten Orten
Heute, ein Jahr nach der Entschlussfassung steht meine Website, ich habe einen Fragebogen für die Vorgespräche entwickelt, auf den ich stolz bin und hatte die Ehre, schon eine Handvoll wunderbarer Paare nach ihren Vorstellungen und mit einer ganz persönlichen Zeremonie symbolisch zu trauen.
Bei der Kreation der Rede, die Balance zu halten zwischen berührend aber nicht kitschig, humorvoll aber nicht komödiantisch, tiefgründig aber dennoch leichtfüssig, das ist eine echte Herausforderung. Eine, die ich gerne annehme und die genau das tut – sie fordert mich. Ich spüre wie mein Puls steigt, mein Herz klopft und statt in Panik zu verfallen sage ich mir: „Genau das ist es – jetzt spürst du das Leben so richtig. Mit jeder Faser – das ist großartig und machtvoll.“
Das Vertrauen, das mir „meine“ Paare entgegenbringen und der Glanz in ihren Augen am Tag der Hochzeit, sind einfach mit nichts zu vergleichen und ich bin so dankbar für meinen Weg und das Privileg, nun hier angekommen zu sein!
Und was ich kann, das geht auch für dich, liebe Leserin und lieber Leser.
Agnetha Vonarburg
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