SCHREIBEN ROBOTER LIEDTEXTE?

ROBOTER ALS JOURNALISTEN – von Susanne Gold

Wer schreibt, der bleibt! Lange hielt sich die Vorstellung, dass der Mensch die Hoheit über das Wort behalten könne und damit seinen sicheren Arbeitsplatz. Die natürliche Sprache sei ein Hindernis für die künstliche Intelligenz, so glaubte man.

IRRTUM! AUSGERECHNET AUF DEM GEBIET DER SPRACHE ERZIELEN UNSERE KÜNSTLICHEN KOLLEGEN BEUNRUHIGENDE LEISTUNGEN!

Heute bereits setzen manche Redaktionen, etwa bei der Los Angeles Times, bei Forbes und Associated Press, Roboterjournalisten ein. Derzeit geben diese Programme Resultate aus dem Wirtschaftsleben und Sport in kurzen Artikeln wieder und stiften damit echten Nutzen.

DIE KÜNSTLICHEN JOURNALISTEN KÖNNEN RASCH AUF EREIGNISSE REAGIEREN.

Beispielsweise können sie über ein Erdbeben berichten. So geschah es im März 2014 in Kalifornien auf der Internetseite der Los Angeles Times. Ein rund 20 Zeilen langer Artikel informierte umfassend: Lage des Epizentrums, Stärke, Zeitpunkt und Vergleich mit Erdstößen aus der jüngeren Vergangenheit. Das verfassende Programm nutzte Rohdaten des Informationsdienstes U.S. Geological Survey Earthquake Notification Service. Gestaltet wurde der Journalisten-Roboter von Ken Schwencke, einem Journalisten, der auch programmieren kann.

EIN ROBOTER FÜR DIE LANGWEILIGEN SCHREIB-AUFTRÄGE?

Ob die künstlichen Talente Arbeitsplätze von Journalisten vernichten, ist umstritten: Die Umsetzung zahlenmäßiger Fakten in einen Artikel gilt gemeinhin als langweiliger Arbeitsauftrag und kann von einem Menschen keinesfalls besser erledigt werden. Welch Vorteil, wenn man nicht nur schreiben, sondern auch programmieren kann – wie Ken. Doch echtes Storytelling – das ist weiterhin ein Privileg der menschlichen Feder, oder? fragt man sich. Noch ein Irrtum!

STORYTELLING WIE JOANNE K. ROWLING

Botnik heißt die Gemeinschaft von New Yorker Autoren, Künstlern und Entwicklern, die mit Hilfe von Maschinen im und aus dem Internet Inhalte entstehen lassen.

Das Team hat eine Software entwickelt, die ganze Textkörper auf Satzbau und Stil hin analysiert und in neue vollständige Sätze verwandelt.

Die Roboter- Schriftsteller von Botnik hat ein knapp dreiseitiges Harry Potter-Kapitel mit dem Namen „The Handsome One“ geschrieben, nach dem er alle Bände gelesen hatte. Der Text solle allerdings – noch – keinen Sinn ergeben und sich eher wie das Werk eines unter Drogen stehenden Dadaismus-Liebhabers lesen. Was für manche Leser möglcherweise Anreiz ist: Dieser sinnfreie Text soll sich dennoch zahlreicher Abnehmer erfreut haben.

Beruhigend, dass der Zukunftsforscher Bernd Flessner davon ausgeht, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis eine künstliche Intelligenz kohärente Texte schreiben kann.

Wenn ich das alles überdenke, während mein Radio läuft, dann frage ich mich unweigerlich: Stammen Liedtexte bereits öfters aus der Feder eines Roboter-Liedtexters?

Susanne Gold

Futuristin, Utopistin, Erfinderin, Sozialwissenschaftlerin + Bloggerin

Mehr von unserer Gastautorin Susanne Gold:

https://utopiensammlerin.com/

 

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