Trans·for·ma·ti·on – Stefano Guiso

Wir kommen auf die Welt und die Welt ist schon da. Die Welt bewegte sich bereits „ein paar Jahre“ vor uns. Sie hat somit einen zeitlichen Vorsprung und wir haben den inneren Drang aufzuholen. Als Kinder sind wir neugierig, sind abenteuerlustig. Dieser Drang zur Transformation beginnt bereits ab der Zeugung. 

Wir verändern uns ab diesem Moment – körperlich und geistig. Wir verändern uns, ob wir wollen oder nicht – wie wäre es also, wenn wir es mich Absicht tun? 

Die Frage lautet nur wie? Gibt es ein System, das ich als Blaupause verwenden kann? 

Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir erst nochmal zurück schauen, woher wir kommen.  

Wenn wir auf die Welt kommen, sind wir nicht nur süß, sondern auch extrem beweglich. Wer kennt die Bilder nicht? Ein Baby steckt sich den Fuß in den Mund. Das gelingt nur noch wenigen Erwachsenen – sieht da auch nicht mehr ganz so süß aus. Wir lernen den Kopf im Liegen zu heben und uns zu drehen. Vom Bauch auf den Rücken und zurück. Das ist ein sehr komplexer Vorgang. Kaum ein Erwachsener kann sich noch „korrekt“ rollen. Dann kommt irgendwann die Phase in der wir uns an Tischen und Sofas hochziehen. Die ersten Tapser an der Hand von Mama und Papa, bevor wir alleine laufen lernen. 

Was ich hier so einfach beschreibe ist eine enorme Transformation im Körper des Kindes. Nervenzellen werden rekrutiert. Muskelketten geformt und aus reiner Mobilität wird ein optimales Zusammenspiel aus Mobilität und Stabilität. Transformation bedeutet Um-Bildung. Also Veränderung in seiner Reinform. Der Körper baut sich ständig um. Nicht nur als Kind. Mit jedem Training passt sich der Körper an. Und ich meine nicht nur das Training im Fitnessstudio. Jede regelmäßige Tätigkeit trainiert unseren Körper. Wenn ich ständig sitze, trainiere ich meinen Körper zu sitzen. Das Problem hier ist nur, nicht zu seinen Gunsten. Aber unser Körper liebt uns so sehr, dass er das in Kauf nimmt. Denn was wir „sagen“, ist für ihn Gesetz. Also passt er sich an. Daher sage ich meinen Kunden auch, dass sie sich – Unfälle und Co. ausgenommen – ihre Rückenschmerzen und sonstigen Dysfunktionen hart antrainiert haben. Sie haben sich transformiert. Umgebildet. Egal ob positiv oder negativ. Anatomie folgt immer der Nutzung. 

Und dank der Neuroplastizität unseres Gehirns, kann man dem Gehirn bei der Transformation sogar zusehen. Jeder Gedanke baut unser Gehirn um. Anatomie folgt immer der Nutzung. Mit diesem Wissen, kann ich Persönlichkeitsentwicklung ganz anders gestalten. Wenn ich weiß, dass unser Gehirn als Teil unseres Körpers auch den Gesetzen unseres Körpers unterliegt, kann ich auch Prinzipien aus der Trainingslehre auf die Veränderungsarbeit in den Persönlichkeitsbereich übertragen.

Daher habe ich das 4-Jahreszeiten-Modell entwickelt

  1. Frühling: Wir wachsen und sind motiviert. Endorphine helfen dir Leistung zu bringen. 
  2. Sommer: Zielerreichung und Hoch-Zeit. Dein Körper schüttet Dopamin zur Belohnung aus.  
  3. Herbst: Genuss pur. Du hast es geschafft. Die Anspannung lässt nach und Serotonin lässt dich glücklich und zufrieden die Welt betrachten. 
  4. Winter: Jetzt ist es kalt. Und wie wärmen wir uns am besten? Mit sozialen Kontakten – mit Freunden und Familie bis zum Partner hin zu Kuscheln und Sex. Es wird Oxytocin ausgeschüttet.  

Jede Jahreszeit gibt es im Kleinen, als auch im Großen. Und mal ist der Winter kürzer, mal fällt der Frühling aus und wir haben direkt Sommer. Das ist alles ok. Unsere Aufgabe besteht darin, zumindest mittelfristig immer wieder für ein Gleichgewicht zu sorgen. 

Der Körper wächst mit seinen Aufgaben. Der Input bestimmt maßgeblich den Output. Wenn ich mit Athleten arbeite, dann ist es meine Aufgabe, die 4-Jahreszeiten so zu managen, dass der Athlet bestmöglichst seine Ziele erreicht. Ich plane seine „Movement Preparation“, als die bewegungsvorbereitenden Maßnahmen. Ich baue ein auf ihn angepasstes Workout auf – ich rate nicht, ich screene vorab. Bespreche mit ihm die Regenerationsphase inklusive seinem Schlafverhalten. Und ermutige ihn auch in stressigen Zeiten soziale Kontakte zu pflegen. 

Auch wenn ich immer nach den 4-Jahreszeiten handle, passe ich die Inhalte jedem Athleten an. Jeder durchläuft eine andere Ent-wicklung. Das Wort Ent-wicklung beschreibt sehr genau, was passiert. Wir wickeln uns auf. Aber wenn wir uns aufwickeln, ist dann nicht schon bereits alles in uns? Ich glaube ja. Und zwar das Potential. Die potentielle Kraft und die Muskeln sind bereits angelegt. Durch die Ent-wicklung bringe ich Sie zum Vorschein.  

Genauso verhält es sich bei der Persönlichkeits-Ent-wicklung, oder um im unternehmerischen Kontext bei Personal-Ent-Wicklung. 

Jeder Mensch und damit jeder Mitarbeiter hat andere Potentiale in sich. Aus unterschiedlichen Samen wachsen unterschiedliche Pflanzen. Oft höre ich, dass man an seinen Schwächen arbeiten soll. Ich würde es anders formulieren. Wer sich nur um seine Schwächen kümmert, wird maximal durchschnittlich. Wer seine Stärken stärkt und seine Schwächen managed, so dass sie ihn nicht behindern, der wird einmalig. 

Wer gut führen, will, muss sich selbst führen können. Du kannst niemand ändern. Nur dich selbst. Du kannst einem Kind nicht das laufen beibringen. Das kann es nur selbst. Du kannst es nur darin bestärken. Den abgedroschenen Satz „Ein Grashalm wächst auch nicht schneller, wenn du daran ziehst.“ kennst du sicherlich. Es stimmt, aber du kannst den Boden positiv beeinflussen, indem du regelmäßig gießt. Das tust du unter anderem indem du voraus läufst. 

Gibt es hier konkrete Tipps? Ja, die gibt es. Hier meine Top 7 für den Frühling:

  1. Mache eine Bestandsaufnahme und rate nicht einfach nur – was ist gut, was ist schlecht. Schonungslos und offen. Was machen andere besser? 
  2. Was sind Deine Big Five. Was läuft richtig super? Was gehört zur hellen Seite? 
  3. Was sind Deine Bad Five. Was läuft richtig schlecht? Was gehört zur dunklen Seite? 
  4. Multiple Impact – Prinzip berücksichtigen. Du brauchst mindestens vier Einflussfaktoren für dein Gehirn, dass Veränderung auch wirklich möglich wird. Finde sie. 
  5. Mach das, was kein Spaß macht lustig. Mache ein Spiel daraus, ein Wettbewerb. 
  6. Think Big und sei transparent. Was ist deine Aufgabe. Stapelst du Steine aufeinander oder baust du eine Kathedrale. Wann bist du wohl inspirierter? 
  7. Was sind deine Werte? Und unterstützt das, was du tust, deine Werte oder wiederspricht es deinen Werten? 

Eine Regel schwebt über allem: 

Es gibt keine Fehler. Ohne Fehler kannst du nicht lernen. Erlaube dir Fehler und sehe sie als Investition in deine Erfahrung. 

Schreibe alles auf und prüfe deine Antworten regelmäßig. Alleine diese wenigen Punkte regelmäßig angewendet, lenkt deine Veränderung in eine ganz andere Richtung. Und dein Frühling kann beginnen. 

Viele sagen nach einem Coaching oder Vortrag zu mir: „Stef, das ist echt gut, aber ich glaube nicht, dass das meine Kollegen / Mitarbeiter / Mitmenschen umsetzen“. Meine Antwort: „Sorge du nur einfach dafür, dass du selbst ein paar Dinge umsetzt.“ Wer gut führen will, muss sich selbst führen können. 

Du veränderst dich immer und ständig. Du kannst dich nicht nicht verändern. Wie wäre es, wenn du es mit Absicht tust. Lebe mit Absicht. Jetzt!

Stefano Guiso 

https://www.movinglife.jetzt/ 

 

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