Sie haben ein Problem? Prima!

8 Punkte für jede Problemlösung – von Holger Fuchs

Sie haben ein Problem? Prima. Erfolgreich leben heißt zurechtkommen mit Unzulänglichkeiten und Engpässen. Manche davon sind akzeptabel, weil sie keine dramatischen Auswirkungen auf Ihr Leben haben (weil Sie beispielsweise mal wieder keinen Parkplatz gefunden haben, die Haustür zu und der Schlüssel in der Wohnung ist oder weil Ihr Partner mal wieder die Zahnpastatube hat offen herumliegen lassen). Andere hingegen werden zum handfesten Problem, besonders in Krisenzeiten oder sich schnell wandelnden Rahmenbedingungen.  

Als ersten Schritt zur Problemlösung analysieren Sie einfach die Lage. Haben Sie ein kleines Problem, ein großes Problem oder womöglich nur eine Situation, die Ihnen wie ein Problem vorkommt, sprich: gar kein Problem. Um Ihnen dabei zu helfen, versuchen wir einfach den Begriff des Problems näher zu beleuchten und unter verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Sie werden sehen, schon allein durch das Betrachten und Beobachten wird ihr Problem schon ein Stück kleiner. Denn das, was uns oftmals daran hindert, Probleme nüchtern und sachlich zu betrachten, sind die mit der Situation verbundenen Emotionen. In einem späteren Kapitel werden wir darüber ausführlich sprechen. 


Das Problem – ein unbekanntes Wesen

Allgemeine Definition:
„Ein Problem (próblema; das Vorgeworfene, das zur Lösung Vorgelegte) nennt man eine Aufgabe oder Streitfrage, deren Lösung mit Schwierigkeiten verbunden ist. Probleme stellen Hindernisse dar, die überwunden oder umgangen werden müssen, um von einer unbefriedigenden Ausgangssituation in eine befriedigendere Zielsituation zu gelangen.“

  1. Probleme sind nur eine Situation ohne Lösung
    Die Lösung muss nicht zwangsläufig wie in o.g. Definition mit Schwierigkeiten verbunden sein, denn das was für mich womöglich ein großes Problem darstellt, ist für andere eine Lappalie, die man im Vorbeigehen löst. Probleme kann man auch nicht umgehen – sie haben unglücklicherweise eine für Sie wichtige Eigenschaft: Probleme kleben – und sie kleben fest! Sie schreien geradewegs nach Aufmerksamkeit.
  2. Probleme haben ist Normalzustand
    Wenn in Ihrem Leben nichts falsch läuft, dann läuft auch sonst nicht viel in Ihrem Leben. Sie sind kein Exot und Sie sind nicht allein: Die Einzigen, die keine Probleme haben, liegen auf den Friedhöfen. Nehmen Sie den Druck raus, bleiben Sie gelassen und nehmen Sie vor allem sachlichen Abstand. Gewinnen Sie eine andere Einstellung, indem sie die Situation einfach so akzeptieren, wie sie ist. Die Dinge sind, wie die Dinge nun mal sind. Punkt.
  3. Probleme beinhalten immer ihre Lösung
    Jedes Problem beinhaltet in seinem Kern bereits die Lösung. Ein Problem zu haben, heißt im Prozess, in Entwicklung zu sein. Das Ziel lautet, bereits vorhandene Potenziale zu entfalten, um eben dieses Problem zu lösen: Probleme sind Komplimente an Ihre persönlichen Fähigkeiten, denn sie werden am besten von demjenigen gelöst, der sie hat. Sehen Sie es einfach einmal so: Je größer Ihr Problem, desto größer Ihre Persönlichkeit. Probleme muss man sich verdienen und sie meinen es gut mit Ihnen. Deshalb heißen sie PRO-blem und nicht CONTRA-blem. Sie bieten die Chance auf persönliche Entwicklung. Angenehmer Nebeneffekt: Ähnliche zukünftige Probleme werden Sie schnell nicht in Aufregung versetzen. Sie haben ja Vergleichbares selbst schon gelöst. Das nennt man dann auch Erfahrung.
  4. Probleme relativieren sich selbst
    Hand aufs Herz: Gehen Sie ein paar Jahre in Ihrer persönlichen Biografie zurück, dann lachen Sie heute über Ihre Probleme von vor 10 Jahren. In 10 Jahren lachen Sie über Ihre Probleme von heute. Warum lachen Sie dann nicht einfach bereits heute über Ihre heutigen Probleme? Das waren die guten Nachrichten. Jetzt kommen die auf den ersten Blick betrachtet schlechten Nachrichten:
  5. Probleme sind tricky
    Probleme haben einen genauen Ablauf und eine eigene Strategie, Ihnen das Leben schwer zu machen. Werfen wir einen Blick in die Trickkiste des gemeinen Problems: Es ist wichtig zu wissen, dass Probleme umso größer werden, je länger Sie sie nicht angehen. Der ideale Zeitpunkt zur Lösung ist dann, wenn das Problem noch keines ist. Verlassen Sie sich dabei auf Ihr Bauchgefühl, auf Ihre Ahnung, dass eine Situation auf Sie zukommen könnte, die unangenehm werden kann. Sie wissen ja: Problem erkannt – Problem gebannt. Wichtig ist aber nicht nur das  Erkennen dieser Situation, sondern die entsprechende Reaktion. Dazu ein kleines Beispiel: Eine Rechnung zu vergessen, ist nur menschlich. Eine Mahnung zu „vergessen“ vielleicht auch noch. Eine letzte Zahlungsaufforderung gibt Ihnen schon einen recht drastischen Hinweis auf ein künftiges Problem. Der Gerichtsvollzieher vor der Tür ist ein Problem. Soll heißen: Zahlen Sie Ihre Rechnung, sobald es Ihnen möglich ist. Haben Sie einen finanziellen Engpass, dann setzen Sie sich mit dem Gläubiger in Verbindung (der vermutlich auch kein Problem haben will und Ihnen zeitlichen Spielraum einräumt). In letzterem Fall haben Sie das Problem schon fast gelöst, sofern Sie keine Versprechungen gemacht haben, die Sie nicht einhalten können. Ist das wiederum der Fall, hat sich die Problemgröße nahezu verdoppelt. Gemein, aber Realität.
  6. Lösen Sie Ihre Probleme selbst
    Probleme sind selbst zu lösen. Von Ihnen persönlich. Erzählen Sie niemanden von Ihren Problemen. Warum? 20 % interessiert das überhaupt nicht und 80 % sind froh, dass das Problem bei Ihnen und nicht bei sich selbst liegt.  Über den idealen Zeitpunkt der Problemlösung haben wir gerade schon gesprochen. Probleme haben immer den gleichen zeitlichen Ablauf, den übrigens Sie selbst – und nur Sie selbst bestimmen können:

    Phase 1: Ich darf das Problem lösen.
    Phase 2: Ich will das Problem lösen.
    Phase 3: Ich muss das Problem lösen.

Tun Sie es dann, wann es Ihnen gefällt. Ich persönlich rate zum Handeln in Phase 1.  


Wie geht es Ihnen jetzt, wenn Sie „Problem“ hören? Gelassener, optimistischer, angstfreier? Haben Sie womöglich schon Lust darauf, Ihre Baustellen anzugreifen? Sind Sie motiviert? Gut, denn jetzt werden wir uns mit einer konkreten Strategie zur Problemlösung auseinandersetzen. Gehen Sie einfach Ihr persönliches Problem mit folgender Checkliste an. Es tut nicht weh und wird Ihnen Spaß machen!



Problemlösungsstrategie 

  1. Problem erkennen und definieren
    Tipps: Was ist es konkret? Hat es Auswirkungen auf meine Lebensqualität? Habe ich ein Problem oder bin ich das Problem? Bin ich Teil des Problems oder Teil der Lösung? Beschreiben Sie genau die Situation – ganz nüchtern, gelassen und so, als ob Sie das alles nichts anginge. Stellen Sie sich vor, jemand fragt Sie bei einem Problem um Rat. Wie würden Sie die Situation beschreiben und analysieren. Bedenken Sie: Oft steckt in der richtigen Fragestellung bereits die Lösung.
  2. Ideen sammeln
    Sammeln Sie Ideen. Werden Sie kreativ. Sie sind nicht kreativ? Jeder ist kreativ. Die Gedanken sind frei – keine Tabus bitte, d.h. ziehen Sie alle Möglichkeiten in Betracht (mögen sie noch so extrem oder ungewöhnlich sein). Schreiben Sie alle Ideen auf.
  3. Gefundene Möglichkeiten gründlich durchdenken
    Was würde ich einer anderen Person in einer solchen Situation empfehlen? Welche Möglichkeiten können Sie sofort umsetzen? Im Zweifel immer die einfachste Möglichkeit wählen. Haben Sie etwas nicht bedacht? Was sind die Konsequenzen Ihres Handelns?
  4. Keine Ausrede gelten lassen
    Ist so gemeint, wie es da steht.  „Ich kann nicht“ heißt „ich will nicht“. Warum nicht?
  5. Die beste (d.h. realisierbare) Möglichkeit aussuchen und dann konsequent umsetzen bzw. Umstände zur Lösung schaffen
    Angenommen Sie haben ein Problem mit dem Nachbarn. Weiterhin angenommen, Sie haben in Ihrem Brainstorming unter dem Motto „Keine Tabus“ zu Papier gebracht, den Nachbarn einfach umzubringen. Das Ganze haben Sie durchdacht und einen Mordplan geschmiedet. So weit – so gut. Jetzt kommt der Airbag. Mit der konsequenten Realisierung des Plans hätten Sie zwar die Ursache des Problems gelöst, aber gleichzeitig ein noch viel größeres Problem kreiert. Im besten Fall und mit einem guten Strafverteidiger gibt´s mildernde Umstände. Bei guter Führung sind Sie nach 10 Jahren auf freien Fuß. War es das Wert? Spaß beiseite: Wählen Sie eine realisierbare, realistische Möglichkeit aus.
  6. Erprobte Pläne immer wieder nutzen
    Idealfall: Ihr Problem ist gelöst. Die Wahrscheinlichkeit hierfür liegt bei über 80 %. Freuen Sie sich und klopfen Sie sich auf die Schulter. Kein Coach, kein Berater und kein Therapeut hat Ihnen dabei geholfen. Gehen Sie vom gesparten Beraterhonorar einfach mit Ihrem Partner gut essen. Ich meine: sehr gut essen. Gute Coaches sind teuer.
  7. Probleme lösen oder Misserfolge nutzen
    -> Unwahrscheinlicher Fall: Ihr Problem ist nicht gelöst:
  8. Bei 1. wieder beginnen. 

Viel Spaß bei der Umsetzung

Ihr Holger Fuchs


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