Eine ganz persönliche Transformation

Mir wurde bewusst, dass ich nun die Verantwortung trage. Ich konnte die Schuld, nicht studiert zu haben, nicht mehr abgeben.

Angelika Rausch-Schwab ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und Dozentin. 1968 in Bamberg geboren und heute in Nürnberg praktizierend.

Die gravierendste Transformation in meinem Leben war wohl der Wechsel aus dem sicheren Beamtenverhältnis in die unsichere Selbständigkeit.

Ich wuchs als drittes, nicht mehr geplantes Nachzügler-Kind bei meiner alleinerziehenden Mutter auf, bei der ich schon sehr früh lernen musste erwachsen zu werden. Sie gab mir immer wieder zu verstehen, dass ich mich möglichst früh finanziell unabhängig machen sollte, da sie mich nicht unterstützen könne.

So kam es, dass ich den sicheren Weg einer Beamtenlaufbahn einschlug und mein Traum, Psychologie zu studieren, um einmal Psychotherapeutin zu werden, ein Traum blieb. Dabei kam mir entgegen, dass das Fernmeldeamt zur Telekom AG wurde und ich dadurch weitaus größer Karrierechancen hatte und mich mehr verwirklichen konnte.

Ich schaffte es bis zur Accountmanagerin im Vertrieb Health Care und zog nach Nürnberg. Dort lernte ich auch meinen heutigen Ehemann kennen. Da wir beide im Vertrieb tätig waren, merkte mein damaliger Freund bald, dass mich die Vertriebswelt nicht wirklich glücklich machte und konfrontierte mich mit der Frage: „Warum holst Du Dein Psychologiestudium nicht nach – ich unterstütze dich dabei?!“

Durch meine Vertriebserfahrung habe ich weitaus mehr Menschenkenntnis und Lebenserfahrung mitbekommen, als ich es durch ein Psychologiestudium jemals hätte mitkriegen können.

Das war das erste Mal, dass mir bewusst wurde, dass ich nicht mehr meinen Eltern die Schuld dafür geben kann, nicht studiert zu haben, sondern nun selbst die Verantwortung dafür trage!

Diese Erkenntnis führte schließlich dazu, dass ich meine Arbeitszeit reduzierte und berufsbegleitend sämtliche therapeutischen Ausbildungen absolvierte (kein Psychologiestudium), danach eine Praxis eröffnete und das Angebot bekam, als Dozentin tätig zu sein.

Diese Entwicklung führte letztendlich dazu, dass ich mich aus dem Beamtenverhältnis mit allen Konsequenzen entlassen ließ! Ich habe diesen Schritt bis heute nie bereut.

Der Unmutsgedanke meinen Eltern gegenüber, nicht studiert haben zu dürfen, ist dem Selbstbewusstsein gewichen, es aus eigener Kraft geschafft zu haben heute in meinem Traumberuf arbeiten zu dürfen – und – durch meine Vertriebserfahrung habe ich weitaus mehr Menschenkenntnis und Lebenserfahrung mitbekommen, als ich es durch ein Psychologiestudium jemals hätte mitkriegen können.

Dass ich den Mut hatte, diesen Weg zu gehen, verdanke ich in erster Linie meinem Mann. Er stand immer hinter mir und gab mir die Sicherheit, die ich freiwillig für meinen neuen Weg aufgab.

Transformation in meiner täglichen Arbeit als Therapeutin

Mein Beitrag zum Thema Transformation leitet sich von der gestalttherapeutischen Theorie der „Paradoxie der Veränderung“ ab.

Mit dieser Theorie kam ich erstmals in meiner Ausbildung zur Gestalttherapeutin in Berührung und sie hat mich so begeistert und überzeugt, dass ich das Thema für meine Facharbeit ausgewählt habe! Aus dieser Überzeugung wurde bald eine persönliche Haltung und heute sogar eine therapeutische Ausbildung, die ich selbst anbiete.

In dieser Theorie steckt das Zitat von Werner Bock (Gestalttherapeut):

Was ist, darf sein und was sein darf, kann sich verändern.

Gemeint ist damit, dass sich nur etwas verändern kann, wenn wir bereit sind zu akzeptieren, was war und was ist.

In meiner täglichen Praxis erlebe ich sehr häufig den Wunsch nach Veränderung, aber nicht die Bereitschaft der Akzeptanz und das ist genau die Krux! Nur wenn ich bereit bin, mich und mein Leben im Moment so zu sehen wie es ist, kann ich auch etwas verändern bzw. verbessern – ich werde nur etwas verbessern, von dem ich weiß, dass es bisher nicht gut für mich gewesen ist.

Um diese Erkenntnis zu gewinnen, ist es notwendig, sich mit sich selbst, seiner Vergangenheit und mit dem Hier und Jetzt auseinanderzusetzen. Dabei bedeutet Akzeptanz nicht, dass ich alles gut finden muss, was war oder ist – im Gegenteil – nur durch die klare Sicht, von dem was wahrhaftig ist, wird Veränderung erst möglich.

Wenn ich endlich bereit bin, anzunehmen, was sowieso nicht zu leugnen ist, dann passiert Veränderung sogar ganz automatisch – das ist die Paradoxie der Veränderung!

Dieses Bewusstsein ist für mich persönlich und in meiner Funktion als Therapeutin das Grundprinzip von Transformation. In diesem Zusammenhang schafft es aber auch die Voraussetzung für persönliches Wachstum. Das ist für mich der Auftrag als Therapeutin, diesen Prozess bei meinen Klienten zu unterstützen!

Angelika Rausch-Schwab

Mehr zu Angelika Rausch-Schwab unter:

www.Ausbildung-Gestalttherapie.de  


Jetzt Teilen: